Ich gähne. Mein Gegenüber tut dies jetzt auch. Es sind die Spiegelneuronen, sagen die einen. Entspannung ist halt ansteckend. Wut auch. Angst ebenso. Warum? Egal. Nein, nicht ganz!
Immer wieder gut acht zu geben auf seine eigenen Emotionen, ist der Schlüssel zur Eigenmacht. Die Eigenmacht ist der Glaube und das Potenzial des Menschen, selber Schöpfer und Gestalter seines Lebens, seiner Wirklichkeit zu sein. Das sage ich aus der Erfahrung der erlebten Ohnmacht heraus. Mein Schlachtruf auf dem Weg da hinaus hiess: Vom Opfer zum Schöpfer! Und allein das Bewusstsein und den Mut, den es für diese Erkenntnis brauchte, waren meine ersten Schritte in eine Freiheit, die bis heute anhält.
Gleichgültig, was mir die Welt da draussen glauben machen will – oder ob sie sogar droht, auseinander zu brechen. Ich bleibe in meiner Eigenmacht: schöpfend, nehme wahr, lasse gelten, auch das Andere und gestalte mein Leben, meine Erfahrung, meine Wirklichkeit. Und das machen eigentlich alle Menschen immer und überall, mehr oder weniger bewusst – mit ihren Worten, ihren Gefühlen, ihren Gedanken, ihren Entscheiden und ihren Taten.
Statt mit den Extremen mitzuschwingen, versuche ich im Gleichgewicht zu bleiben. Das Gleichgewicht ist ein Zustand, der nur in Bewegung, in Aktion entsteht – das ist wie beim Fahrradfahren. Gleichgewicht braucht also den Bewegungsfluss! Da wir in einer Kultur leben, in der wir oft den Druck verspüren, alles richtig machen zu müssen, haben wir leicht das Gefühl, dass es einen idealen Zustand des Seins gibt.
Wenn wir aber nicht verstehen, dass wir nur im Gleichgewicht sind, wenn wir im Fluss sind, ist es, als würden wir versuchen, auf einem stillstehenden Fahrrad zu balancieren. Wie die Jahreszeiten haben wir alle unser eigenes natürliches Tempo, unsere eigenen natürlichen Zyklen. Dennoch wird uns nicht wirklich beigebracht, unserem eigenen natürlichen Timing Raum zu geben – in dieser hektischen Welt. Wenn ich mir die Zeit nun aber einmal nehme, meinen eigenen natürlichen Fluss zu finden, erlebe ich mein eigenes natürliches Gleichgewicht – auch auf der Ebene der Emotionen.
Wenn der Tag und die Nacht gleich lang sind, also sehr bald kann man diesen Moment des Gleichgewichts wahrnehmen und sehen, wie anmutig die Erde in den nächsten Zyklus übergeht. Was wäre, wenn wir diese Art von Anmut in unserem eigenen Leben kultivieren könnten – völlig selbstermächtigt? Es könnte so bewegend und so inspirierend werden!